Berliner Theater : Die Privatisierung der Mietwagenaufsicht

20. April 2024 von Redaktion

Wo Behörden ihrer Aufgabe, die Interessen der Bürger zu schützen, nicht nachkommen, übernehmen Private. Das Flaschenwasser von Nestlé ersetzt die öffentliche Wasserversorgung in Pakistan [1], wo Staaten ihren Bürgern nicht genug vertrauen, um sie als Armee zu bewaffnen, wird Kriegführen privates Business. In Berlin lässt die Taxibehörde namens LABO ausbeuterische Mietwagenfirmen von deren Auftraggebern Uber & Co. überprüfen. Darüber gibt eine aktuelle Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt Auskunft. Man sollte sie genau lesen.
Die milliardenschweren Plattformkonzerne halten sich schon länger nicht mehr mit Auseinandersetzungen vor Gericht auf, sondern beanspruchen quasi-staatliche Souveränität. Die Ungesetzlichkeit ihrer Systeme entspringt diesem Anspruch und offenbart sich in ihren Verbindungen zu Akteuren der lokalen und internationalen Organisierten Kriminalität.

Das Berliner LABO-Stück könnte vom Erfinder des Theaters der Grausamkeit [2], Antonin Artaud, stammen. Der Autor des folgenden Kommentars zieht es vor, die Uber-Abgründe als absurdes Theater [3] in der Inszenierung eines anonymen Regisseurs zu betrachten. Die unsichtbare Hand regiert.

LABO prüft Mietwagen? Selten so jelacht. Die blinde Gurkentruppe ausde Puttkamer prüft 8940 Illegale und wird bei 24,12% fündig. Sanktion? Nich wirklich. Sollen die Plattformen aus der Vermittlung schmeiszen. Un schon is fertich. Ob dit man klappt?

Wieso nur so wenje Vastöse? Na weil nich jeprüft wird.

– Rückkehrpflicht?
– Stellplätze am Betriebssitz?
– Aufenthaltsräume?
– Umsätze, Steuern und Sozialabgaben?
– Dokumentation der Arbeitszeiten?
– Arbeitszeitgesetz?
– Pausen?
– Mindestlohn?

Allet Fehlanzeige. Intressiert nich. Eijentlich wird jarnich jeprüft.

Die LABO-Aufgabe: Zuverlässigkeit der Betriebe sicherstellen. Da jehört dit allet szu. LABO hat schon wieda szein Job nich jemacht. Schon wieda durchjefalln.

Und wat wird nu jemacht? Datenabgleich. Machen de Plattformen. Unklare Fälle? Klärn die Plattformen. Böcke zu Järtnern.

Dis Zeugs muss komplett vonne Straße. Ausbeuta. Alle bescheißen. Ausnahmen? Keene. Dit kommt raus, wennste echt prüfst.

Nu machma endlich. Ick vahunga hier anne Halte
gez. Kutscha Krause (Der letzte Mohikana)

Dit is Berlin, könnte man sagen. Die Spree ist kein echter Fluß sondern, nach den Worten des technischen Leiters der Berliner Wasserbetriebe [4] ein Flußdarsteller. Sie ist mehr ein stehendes Gewässer. Analog dazu verhält sich das LABO als Behördendarsteller, denn es tut nichts von dem, was eine städtische Behörde tut. Berlin ist eine Bühne. In Berlin ist alles Schauspiel. Nur das Leid seiner Armen ist echt.

Damit niemand sagen kann, hier hätte sich der Gewerkschaftsfuzzi was aus den Fingern gesaugt, folgen ein Link zur Pressemeldung und ein PDF der PM, Zustand von heute, Sonnabend den 20.4.2024.

Die Pressemitteilung im WWW: Bekämpfung illegaler Strukturen im Mietwagengewerbe

[1Wie das aussieht, berichten die Netzfrauen in Der Krieg ums Wasser hat längst begonnen. Ihre Lieblingssuchmaschine liefert zahlreiche weitere Informationen zum Thema.
Quelle: https://netzfrauen.org/2023/03/05/watercrisis-4/

[2Der Zuschauer soll mit Hilfe eines Theaters, das alle Sinne anspricht, in eine Art Trancezustand gelangen können. Die Inspiration zu dieser Rückkehr zum Urtümlichen erhielt Artaud unter anderem durch balinesische Tänze. Anzumerken ist, dass sich Artauds Hang zum Exotismus in großen Teilen des Aufführungskonzepts des Theaters der Grausamkeit niederschlägt. Für das Theater der Grausamkeit sieht Artaud zum Beispiel „rituelle Kostüme“ vor. ... eine Inszenierung, bei der Artaud „[…] die Sensibilität des Zuschauers von allen Seiten angehen möchte(n) […]“ Das Theater soll sich an die Gesamtheit des Menschen und allgemein an die Masse richten und behandelt deswegen auch thematisch, wie von Artaud benannt, Massenängste.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Antonin_Artaud#Das_Auff%C3%BChrungskonzept_des_%E2%80%9ETheater_der_Grausamkeit%E2%80%9C

[3Das erste Drama mit absurden Zügen und bewusster Abwendung vom klassischen Theater ist König Ubu (französisch Ubu Roi) von Alfred Jarry, welches bereits 1896 einen Skandal verursachte. Jarry wie auch später andere Autoren (Artaud, Guillaume Apollinaire, Jean Cocteau, Gheorghe Ciprian) spielen mit sprachlichen Gemeinplätzen und bringen sie konkret auf die Bühne. Ihre Stücke haben antibürgerliche und propagandistische Intentionen und ähneln teilweise Fabeln. Insgesamt bleibt bei diesen Werken der Eindruck, dass ihre Andersartigkeit über nur wenig mehr als ein spielerisches Experiment hinausgeht. Dies mag der Grund dafür sein, warum mit Ausnahme von König Ubu die Dramen der frühen experimentellen Phase heute so gut wie nicht mehr in den Spielplänen zu finden sind.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Absurdes_Theater

[4Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) sind ein städtisches Wasserversorgungsunternehmen in Deutschland. Sie nehmen die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung für Berlin und Teile Brandenburgs wahr. Über ihre Tochter Berliner Stadtwerke liefern sie auch elektrischen Strom.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Wasserbetriebe

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